Rollstuhlbasketball

Jetzt gibt’s auch Rollstuhlbasketball in Bocholt

TuS Stenern hat eine Abteilung ins Leben gerufen. Rollis im Wert von 15.000 Euro sollen angeschafft werden. Mitspieler werden gesucht.

Bocholt-Stenern – Der TuS Stenern macht jetzt Nägel mit Köpfen. Die neue Abteilung für Rollstuhl-Basketball nimmt mehr und mehr Konturen an.

Der Trainingsbetrieb soll in Kürze beginnen, wie Andre Terhart berichtet. Er ist der Organisator und Ideengeber und sucht noch Mitstreiter.

Und Terhart macht Werbung für den Rollibasketball: „Ich liebe den Teamsport, das Fitness-Studio ist nicht so meins. Es ist eine Herausforderung und ein geiles Spiel. Das Teamgefühl macht das aus. Der Zusammenhalt ist da. Und es ist kein normaler Sport wie jeder andere auch, weil es nicht so ein Standardspiel ist. Das finde ich gut“, so der 39-Jährige.

Früher HSV-Fußballer

Der Angestellte der Stadt Bocholt spricht da aus eigener Erfahrung. Er war früher Fußballer beim Hemdener SV. Aufgrund eines Unfalls sitzt er seit geraumer Zeit im Rollstuhl. Und da er weiter eine Ballsportart betreiben wollte, lag diese Alternative nun also auf der Hand.

Terhart spielte in Essen bei den Hot Rolling Bears. Der Aufwand wurde ihm aber im Laufe der Zeit zu groß. So kam ihm die Idee, so etwas auch in Bocholt auf die Beine zu stellen. Bei dem TuS Stenern wird das nun Wirklichkeit. Trainings- und Hallenzeiten gibt es schon: Künftig soll es dienstags von 19.30 bis 22 Uhr in der großen Sporthalle des Mariengymnasiums, gegenüber dem Kinodrom, zur Sache gehen.

Dabei sei es unterm Strich egal, wer mitspielen will. Denn: Es können alle Rollibasketball spielen – Männer, Frauen, Kinder, Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Jung und Alt. Interessenten müssen auch nicht gehbehindert sein oder ein Handicap haben. Es kann ja auch zum Beispiel sein, dass ein Sportinteressierter aufgrund einer Knie- oder Fußverletzung kürzertreten muss. Einfach in den Rollstuhl rein, dribbeln, passen, werfen, Körbe machen.

Terhart berichtet, dass die Rollstuhlgruppe in Essen 30 Teilnehmer hatte, im Alter von 16 bis 48 Jahre. Davon sind er und der TuS Stenern noch weit entfernt. Aber die Kampagne läuft ja auch gerade erst an. Über die sozialen Kanäle und durch die Mund-Propaganda hofft der Ballsportfan darauf, rund ein Dutzend Gleichgesinnte zu finden.

Denn das Ziel ist schon, irgendwann an einem Ligabetrieb teilzunehmen und zunächst einmal Freundschaftsspiele zu bestreiten. Dazu bedarf es eben mindestens „sechs, sieben Spieler, damit man zwei Einwechselspieler hat“. Fünf Spieler bilden ein Rolliteam – wie eben auch im Basketballspiel zu Fuß.

Klar, gewisse Regeln und Einschränkungen gibt es schon. Zum Beispiel darf der Basketball nicht zu lange auf dem Schoß liegend durch die Halle gefahren werden. Aber Terhart stellt gleich klar, dass es überhaupt nicht schwer sei, das Spiel zu lernen.

Der Bocholter muss es wissen, zum einen spielt er schon durch seine Zeit in Essen lange Rollibasketball. Und so wird der Organisator und Ideengeber der neuen Abteilung des TuS Stenern zunächst als Trainer fungieren. „Ich habe auch mit den Trainern in Essen gesprochen“, sagt Terhart, der also aus dem Ruhrgebiet Unterstützung erhält. Aber generell hofft der Bocholter, bald einen Trainer zu finden.

Eine wichtige Person an seiner Seite ist aktuell Marcel Lüer. „Ihm habe ich viel zu verdanken, er baut mit mir die Abteilung auf und ist auch ein Sponsor.“ Auch von seinem Verein wird er unterstützt, freut sich Terhart.

1700 Euro für einen Rolli

Sponsor ist ein gutes Stichwort: Rund 1700 Euro kostet ein guter Rollstuhl für den Basketballsport. Er ist schon wendiger und ist auch in anderen Bereichen angepasst. Die Sitzbreite ist zum Beispiel auch variabel. Und so heißt es gerade aus Stenerner Sicht: Klinken putzen, Sponsoren suchen und finden. Um noch „im Februar starten zu können“, so Terhart, benötigt der Klub also eine Finanzspritze in Höhe von 15.000 Euro, um eben acht bis zehn spezielle Sport-Rollis anschaffen zu können.

Gemeinsam mit Kumpeln saust Terhart schon durch die Halle. Ein Werbevideo für die Sportart, für die neue Abteilung des TuS, wird gerade verbreitet. Und dort spielt der 39-Jährige gemeinsam mit Michael Butter, Marcel Lüer und Kevin Majchrowski. Aber eins ist schon dabei klar: Das Körbeerzielen ist gar nicht so einfach. Denn der Korb bleibt ja in der entsprechenden Höhe hängen und im Rollstuhl sitzend ist die Distanz nach oben noch einmal etwas größer.

„Damit sind wir der einzige Verein im Umkreis von 70 Kilometern, der das anbietet“, hatte Vorstandssprecher Klaus Mertens schon während einer Sitzung des Bocholter Sportausschusses über die neue Vereinsabteilung berichtet. Diese stehe sowohl Rollstuhlfahrern, aber auch Fußgängern offen. „Wir werden Rollstühle anschaffen, die die Fußgänger benutzen können“, berichtet Mertens.

Bislang hatten sich sechs Rollstuhlfahrer zusammengefunden. Jetzt hofft der Verein, dass sich weitere Rollstuhlfahrer und Fußgänger anschließen. Ziel sei es, in der Saison 2024/25 erstmals am Wettkampfsport teilzunehmen, hatte Mertens berichtet.

Ansprechpartner für die neue Abteilung Rollstuhlbasketball bei dem TuS Stenern ist Andre Terhart. Er ist unter 0173-3104286 und unter rollibasketball@djktusstenern.de erreichbar.

Jetzt gibt’s auch Rollstuhlbasketball in Bocholt
Michael Butter (von links), Marcel Lüer, Andre Terhart und Kevin Majchrowski drehen schon im Rollstuhl Runden durch die Sporthalle und spielen Basketball. Sie suchen bei dem TuS Stenern noch Mitstreiter. Foto: TuS Stenern

Bericht: M.Grütter, BBV, 08.02.2024
Fotos/Video: TuS Stenern